Das Lehrangebot im Wintersemester gefährdet die Zukunft unseres Fachbereichs. Was die akuten Probleme sind und was wir als Fachschaft fordern, erfahrt ihr in diesem Artikel.

1. Englischsprachige Lehre

Wesentlicher Bestandteil des Bachelor-Studiums ist für viele Studierende ein Auslandssemester an einer fremdsprachigen Universität. Ob Erasmus oder das Direktaustauschprogramm, die Freie Universität rühmt sich nicht zu Unrecht eine internationale Netzwerk-Universität zu sein. All diese Auslandsprojekte basieren auf Gegenseitigkeit. Unser Fachbereich entsendet jemanden und nimmt im Gegenzug eine*n ausländische*n Studierende*n auf. Im kommenden Wintersemester fällt die englischsprachige Lehre so knapp aus, dass ausländische Studierende nicht einmal die erforderlichen 15 ECTS erbringen können, die oft als Minimalgrenze für den Anspruch auf Erasmus-Förderung festgelegt sind. Diese Problemlage ist zwar nicht neu, aber im Wintersemester besonders akut und kommt sehr ungelegen, da zur Zeit Erasmus-Kooperationen neu ausverhandelt werden. Mit diesem Lehrangebot wird unser Fachbereich zahlreiche Kooperationen verlieren und letztlich ohne internationales Netzwerk dastehen.

Ins Ausland mit der FU? Bei uns bald nicht mehr.

Wir fordern die konsequente Umsetzung einer Internationalisierungsstrategie am Fachbereich, welche das englischsprachige Lehrangebot langfristig verlässlich sicherstellt und die Bedürfnisse ausländischer Studierender in den Fokus rückt. Wer weiß, vielleicht wird es dann sogar irgendwann möglich, eine englischsprachige Leistungsübersicht an unserem Fachbereich zu erhalten. Man kann ja noch träumen.

2. Desaströses Lehrangebot im Bachelor VWL

Die Modulvielfalt im VWL-Bachelor war auch in den letzten Jahren schon sehr gering. Es ist nicht lange her, dass ganze VWL-Kohorten ihren Abschluss erreichten, ohne beispielsweise die Möglichkeit zu erhalten, Makro 2 zu belegen.

Besonders spürbar ist diese Lehrknappheit im 5. Semester, wenn man alle Pflichtmodule hinter sich gebracht hat und endlich nach eigenen Interessen einen Schwerpunkt wählen können sollte. Genau das ist in der Studien- und Prüfungsordnung auch vorgesehen, Wahlpflichtmodule wohin das Auge reicht.

Im WiSe 20/21 müssen Studierende, die sich exakt an den Studienverlaufsplan gehalten haben, ALLE Module belegen die angeboten werden, um in Regelstudienzeit zu bleiben. Wahlmöglichkeiten gibt es keine, bewusste Vertiefung? Fehl am Platz. Bezogen auf das kommende Online-Semester und mögliche Platzbeschränkungen für Übungen bzw. Tutorien bringt das noch ganz andere Probleme mit sich und führt zu massivem Frust. Außerdem trägt dies sicherlich zu den abnehmenden Bewerber*innen Zahlen für den VWL Bachelor bei.

Wir fordern den Abzug von Lehrkapazitäten aus den Mastern Economics und Public Economics und die Investition in das Grundstudium. Es ist für uns nicht verständlich, dass die S-Professor*innen vom DIW, die Professor*innen des Nordamerika Instituts, des Osteuropa Instituts, der Bundesbank, … in keinster Art und Weise Bachelor Lehre anbieten. Das Institut VWL kann nicht bestehen, wenn es sein Grundstudium dermaßen vernachlässigt, wie es bislang der Fall ist.

Ebenfalls fordern wir die Ermöglichung von studentischen Projekttutorien, wie es sie an der HU und der TU schon lange gibt. Hier unterrichten Studierende höherer Semester andere Studierende zu einem selbst gewählten aktuellen Thema. So bestünde auch die Hoffnung im Bachelor regelmäßig an Seminaren teilnehmen zu können, anstelle des aktuellen Konzepts: frontale Vorlesung, Vorrechnen, Bulimie-Lernen.

Es gibt viele weitere Baustellen und eine Menge zu tun, aber diese beiden Punkte sind aktuell die drängendsten für die Lehrplanung des kommenden Semesters. Wir sind immer bereit mit allen Involvierten konstruktive Gespräche zu führen um gemeinsam die Lehre am Fachbereich zu verbessern.

Kontakt: studium@fsiwiwiss.org